Neue Westfälische - 27.10.2005
Ärzte gegen Atomkrieg
Paderborner Gruppe engagiert sich
besonders für Menschen in Abschiebehaft
VON KERSTIN VIERBUCHEN
Mediziner setzen sich ein. Dr. Peter Witte, Dr. Ibrahim Lada’a und Dr. Johannes
Wolf (von links) unterstützen in der Paderborner Regionalgruppe des IPPNW für
Abschiebehäftlinge ein.(FOTO KERSTIN VIERBUCHEN)
Paderborn. Ärzte setzen sich gegen Atomkrieg ein und schreiben sich ihre
soziale Verantwortung als oberstes Prinzip auf die Fahnen. 1985 hat der Verein
"Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer
Verantwortung" (IPPNW) bereits den Friedensnobelpreis bekommen.
Dr. Ibrahim Lada’a ist eines von 20 Mitgliedern, die
sich mit sozialem Engagement in der Paderborner Regionalgruppe einsetzen.
"Wir unterstützen derzeit besonders die Menschen, die im Bürener Gefängnis in Abschiebehaft sitzen", erklärt
der Sprecher der Gruppe. Dabei arbeite der Verein eng mit dem Verein
"Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren"
zusammen. Besonders das medizinische Fachwissen, dass
sie unentgeltlich zur Verfügung stellen, sei wichtig im Umgang mit den
Häftlingen. "Meistens handelt es sich dabei um psychische Probleme. Denn
die Kriegserlebnisse können häufig nur sehr schwer verarbeitet werden. Andere
Personen haben aber auch Schmerzen aufgrund von verlorenen Gliedmaßen, wo wir
mit Rat und Tat zur Seite stehen können", erläutert der
Hals-Nasen-Ohren-Arzt.
Aufgrund seiner Fachkenntnis werde er auch häufig bei spezifischen Problemen
kontaktiert, wie schwereren Erkrankungen der Atemwege. Dass er seine Aufgabe
als Mitglied des Bundesvorstandes des IPPNW mit sehr viel Einsatz und
Idealismus betreibt, ist unübersehbar. Dabei verliert er aber auch die Realität
keine Minute aus den Augen, denn er weiß: "Wir haben nicht die Macht,
Abschiebungsvorgänge zu verhindern." Seine Aufgabe und die des Vereins
sieht er eher darin, den Menschen das Leben aus medizinischer Sicht zu
erleichtern.
Neben diesem sozialen Einsatz steht das Thema "Atompolitik" ganz oben
auf der Agenda des IPPNW. "Wir sind gegen Atomkrieg und Atomenergie.
Deshalb treten wir massiv dafür ein, die Nutzung andere Energiequellen
weiterzuentwickeln", so Lada’a. Sonnen- und Windenergie seien nur einige
Beispiele. Lada’a: "Außerdem glauben wir nicht, dass die vielfach
angestrebte friedliche Lösung in Sachen Atomenergie die richtige ist. Auch
diese so genannte friedliche Atomenergie kann jederzeit wieder umgestellt
werden."
Link zum Thema: www.ippnw.de